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ICE mit stufenlosem Einstieg – (K)Ein Treppenwitz?

Barrierefreier Einstieg des ICE L, Bild: Deutsche Bahn

Barrierefreier Einstieg des ICE L, Bild: Deutsche Bahn

Im September 2022 präsentierte die Deutsche Bahn den ICE L, einen Fernverkehrszug mit der Möglichkeit zum stufenlosen Einstieg an vielen Bahnsteigen. Damit wird in unser alternden Gesellschaft erstmals ein drängendes Problem angegangen, das europäische Nachbarländer wie zum Beispiel Frankreich oder die Schweiz schon seit Langem im Blick behalten haben.

Das Problem: Bis 2025 sind nur 23 Züge des spanischen Herstellers Talgo bestellt. Zunächst werden diese zwischen Berlin und Amsterdam sowie  ab 2026 dann auf den touristischen Verbindungen nach Sylt und nach Oberstdorf eingesetzt werden.

Hierzu die Information der Bahn

Der Rest der Stück für Stück erneuerten ICE-Flotte setzt mit dem ICE 3neo leider nach wie vor auf einen Einstieg mit Trittstufen und einem im Fahrzeug verbauten Hublift. Für alle Menschen, die im Fernverkehr mit Rollstuhl, Rollator, Kinderwagen oder schwerem Gepäck unterwegs sind, bleibt der Grundsatz von Barrierefreiheit „grundsätzlich ohne fremde Hilfe“ (§4 Satz 1, BGG) unerfüllt.

ICE neo3 Bild: Bernd Kittendorf

Hublift für den ICE 3neo, Bild: Bernd Kittendorf

Die 23 neuen ICE-L-Züge werden ein Schritt Richtung mehr Barrierefreiheit sein, jedoch ein sehr kleiner. Für den Großteil aller Verbindungen im Fernverkehr wird auch in Zukunft der zeitaufwendige Umweg über die sogenannte Mobilitätszentrale nötig werden. Wer einen Rollstuhlstellplatz und/oder eine Einstiegshilfe benötigt, kann das leider immer noch nicht im Rahmen der Buchung selbst erledigen, sondern muss diese Leistung mindestens bis um 20:00 Uhr des Vortages einer Reise separat anmelden.

Vorausgesetzt natürlich, einer der wenigen Rollstuhlstellplätze pro Zug ist noch verfügbar. Dieses Reservierungs- und Platzproblem bleibt nämlich bei beiden Fahrzeugen unverändert bestehen. Wer nämlich gänzlich ohne Vorankündigung auf eigene Faust verreist, kann den ICE L zwar komfortabel betreten oder verlassen, riskiert u.A. aber nach wie vor

  • einen Gangplatz (falls alle 3 Rollstuhlplätze belegt sind)
  • die Fahrt nicht antreten oder fortsetzen zu können (wegen eines Zug- oder Gleiswechsels oder einer sonstigen kuzfristigen Änderung, die eben doch wieder einen Hublift erforderlich macht)

In solchen Fällen eben einfach den nächsten Zug zu nehmen, bietet sich beim vorgesehene Takt zumindest für Menschen im Rollstuhl oder mit Schwierigkeiten beim Treppensteigen (noch) nicht an. Spontanes Verreisen für Alle bleibt somit bis auf weiteres erst einmal Zukunftsmusik.