Wer könnte besser zu dieser Frage Stellung nehmen, als behinderte Menschen selbst? Sie sind Experten in eigener Sache. “Nichts über uns ohne uns”, lautet das Motto. Je mehr Behinderte sich beim Kongress einbringen, desto aussagefähiger das Ergebnis. Die Veranstaltung hat eine Chance auf Erfolg, wenn sie die Anliegen bündelt und eine Aktionsplan verabschiedet. Gleichwertige Lebensbedingungen für Menschen mit und ohne Behinderung sind das Ziel. Nicht mehr Papier, sondern handfeste Veränderung in der Realität sind der Maßstab.
Wie lebt es sich in der Quadratestadt? Welche Angebote können uneingeschränkt genutzt werden; wo tun sich Hindernisse auf? Die UN-Behindertenkonvention liefert einen zeitgemäßen Maßstab für Ziele und Bewertungen. Der Behindertenbeauftragte der Stadt Mannheim Klaus Dollmann zeichnet verantwortlich für den Ablauf der Tagung.
Auf dem Behindertenkongress wird es fünf Workshops zu folgenden Themenbereichen geben:
Workshop 1 “Chancengleichheit bei Arbeit und Beschäftigung”
Menschen mit Behinderung wollen den Mannheimer Arbeitsmarkt uneingeschränkt nutzen. Berufstätig sein zu können spielt für viele Menschen eine große Rolle bei der Lebensgestaltung – ökonomisch wie sozial. Wer sind die großen Arbeitgeber der Stadt? Wie können sie motiviert werden, mehr Arbeitsplätze für Behinderte zu schaffen? Welche Rolle könnten dabei die Schwerbehinderten-Vertrauensleute spielen? Wie hoch ist die Arbeitslosigkeit unter schwerbehinderten Menschen?
Workshop 2 “Schaffung behindertenfreundlicher Wohnungen”
Bezahlbarer barrierefreier Wohnraum ist rar, auch in Mannheim. Welche Angebote könnten behinderten Menschen individuell weiterhelfen? Unabhängige Wohnberatung wäre ein Stichwort. Eine öffentliche Datenbank mit dem aktuell verfügbaren Angebot ein anders. Auf übergreifender Ebene sind die großen Bauträger bzw. Wohnungsbau-Unternehmen in der Pflicht. Sie künftig stärker einzubinden erscheint unverzichtbar.
Workshop 3 “Bildung von Anfang an für ALLE!”
Bildung findet hauptsächlich in Schule, Ausbildung und Studium statt. Wie sieht die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am Regelangebot aus?
Zunächst zur Förderschule. 77 Prozent der Förderschüler bleiben ohne Hauptschulabschluss. Nur wenige von ihnen schaffen den Sprung zurück auf eine allgemeine Schule. Je länger ein Schüler eine Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen besucht, desto ungünstiger entwickeln sich seine Leistungen. Das meint die Bertelsmann-Stiftung in ihrer jüngsten Studie.
Gemeinsames Lernen hat Vorteile für beide Seiten. Dazu müssen sich die Regeleinrichtungen uneingeschränkt öffnen. Wo zwischen Start und Ziel befindet sich die Stadt Mannheim. Wieviele Regelschulen sind zugänglich? Gibt es ausreichend Personal? Reicht die Ausstattung? Wo hakt es?
Workshop 4 “Freizeit und Kultur”
Alle Veranstaltungsstätten in Mannheim müssen ausreichend Plätze zu bezahlbaren Preisen anbieten.
Workshop 5 “Barrierefreiheit als Gestaltungsprinzip”
Wie sieht die Zwischenbilanz aus? Was wurde erreicht, was wurde versäumt? Wie kann sichergestellt werden, daß bei künftigen Bauvorhaben die Frage der Barrierefreiheit standardmäßig Berücksichtigung findet? Wie können Behörden, Architekten und Stadtplaner besser eingebunden werden?