Die AG Barrierefreiheit und der Badische Blinden- und Sehbehindertenverein (BBSV) führten am 22. September auf dem Alten Meßplatz den diesjährigen Aktionstag im Rahmen des „Mannheimer Agenda-Diploms 2012“ durch. Unterstützung kam von „roll in“, dem städtsichen Behindertenbeauftragten sowie dem Sanitärhaus Fuchs&Möller.
Mit sichtlichem Spaß machten sich die knapp 30 Kinder an die gestellten Aufgaben. Viele waren vom Rollstuhl-Parcours der AG Barrierfreiheit so begeistert, dass sie ihn gleich mehrfach zurück legten und kaum mehr zu bremsen waren. Dabei mussten sie immerhin mit dem Rollstuhl rückwärts einparken, Kurven meistern, eine Rampe, eine Schräge sowie eine Wippe überwinden – immer in Begleitung von Helfer_innen, die aufpassten, dass im Überschwang nichts passiert. Aufmerksam hörten die Kinder den Organisatoren zu, die ihnen deutlich machten, dass gehandicapte Menschen gleichberechtigt am öffentlichen Leben teilhaben können, sofern die Rahmenbedingungen stimmen. Die aufgestellten Hindernisse standen so sinnbildlich für Situationen, mit denen Rollstuhlnutzer_innen im öffentlichen Raum täglich zu „kämpfen“ haben. Die Rampe wies z. B. auf das Problem hin, wenn Gehwege oder Eingänge zu steil sind um sie ohne fremde Hilfe bewältigen zu können. Die Holzschräge sollte deutlich machen, dass eine zu starke Seitenneigung im Fußgängerbereich oder in Parks von Rollstuhlfahrer_innen erheblicher Kraftanstrengung bedarf um vorwärts zu kommen – möglichst ebenerdig lautet deshalb die Devise.
Schließlich lernten die Kids mit verbundenen Augen, welche Hilfsmittel blinde Menschen benötigen, um Alltagsprobleme möglichst selbständig angehen zu können. Mitarbeiter_innen des BBSV hatten mehrere Aufgaben vorbereitet. So konnten sie erfahren, dass über ein Gerät mit akustischer Ansage auch ein blinder Mensch die Farbe eines Kleidungsstückes aufgesagt bekommt. Er kann sich dann z. B. im eigenen Kleiderschrank zu Hause ohne Hilfsperson selbst bedienen. Ein weiteres technisches Hilfsmittel ermöglicht auch blinden und stark sehbehinderten Personen, die Flüssigkeit in einem Glas zu erfühlen – auf diese Weise erübrigt sich in einem Restaurant ein „Fingertest“, um unangenehmen Flüssigkeitsverlust zu vermeiden. Der Tastsinn wurde getestet, in dem die eine Black Box vorgehalten wurde, deren Inhalt mit den Fingern erfühlt werden musste – tatsächlich waren dort Watte und Lollis enthalten – letztere durften sie als Belohnung natürlich mitnehmen.
Am Schluss erhielten alle angemeldeten Kinder eine „Urkunde zum Meister der Barrierefreiheit“ überreicht, weil sie alle gestellten Aufgaben problemlos lösten. Sie haben dabei auch viel Neues über „Inklusion“, die UN-Behindertenrechtskonvention und über Probleme erfahren, mit denen Menschen mit Behinderungen in vielen Bereichen noch konfrontiert werden.